Ich-Selbst-Gespräche

Kapitel 1:  Komm, sprich mit mir!

Willkommen in meiner Welt. Ich möchte Dich lehren mit meinen Augen zu sehen, mit meiner Kraft zu handeln, die unerschöpfliche Welt der Liebe als Dein Land zu betrachten. Willkommen in meiner Welt.

Ich: Wer bist Du? Du strahlst so eine Wärme aus, mir wird ganz warm ums Herz.

Ich bin Dein Selbst.

Ich: Was ist das, mein Selbst?

Selbst: Ich bin dieser Teil in Dir, den Du vergessen hast. Nach dem Du Dich schon immer sehnst. Den Du irrtümlich außerhalb von Dir gesucht hast. Bei einem Partner, in freundschaftlichen Beziehungen, in der Schönheit materieller Dinge, im Streben nach mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Glück und Zufriedenheit. Wir sind uns manchmal schon kurz begegnet, nur hast Du mich nicht erkannt.

Ich: Wo sind wir uns schon begegnet?

Selbst: In der Natur. Weißt Du noch als wir an diesem wunderschönen Sommertag im August auf einmal so eine Freude empfunden haben und ausgelassen über die Wiese gerannt sind? Um mit einem ausgelassenen Schrei in den kühlen See zu springen? Da war ich bei Dir. Oder erinnerst Du Dich an den Ausflug ins Allgäu, als wir nach unserer langen Wanderung am Gipfelkreuz den großartigen Ausblick genossen? Da war ich Dir ganz nahe. Oder wenn Du morgens vor dem Spiegel stehst und Dir SELBST ein Lächeln schenkst? Auch dann hast Du mich für einen winzigen Moment wahrgenommen. Ich bin schon immer bei Dir. Doch meistens bist Du zu beschäftigt, um mich zu bemerken.

Ich: Ja, ich erinnere mich (lächelt dabei). Es waren wundervolle Momente, an die ich noch gerne zurückdenke. Apropos Denken. Ich muss mich mit so vielen Dingen beschäftigen. Mein Tag ist so vollgepackt. Im Geschäft bin ich so gefordert. Es ist wichtig, dass ich keine Fehler mache und nichts vergesse. Die Kinder sind noch klein. Auch da muss ich an so vieles denken, damit der Alltag gut funktioniert. Und (seufzt tief): manchmal habe ich das Gefühl, mein Partner ist mein 3. Kind. Für ihn muss ich auch noch mitdenken. Ich habe soo wenig Zeit für mich! Und in der wenigen Zeit denke ich oft darüber nach, was ich noch alles tun muss. Manchmal habe ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich mir eine Pause gönne. Verstehst Du das?

Selbst: Ja, so machst Du das schon lange. Du sagst Dir selbst Dinge wie: „Ich muss aber erst noch …. dies und das …. erledigen“. „Ich sollte hier nicht sitzen und Kaffee trinken, sondern lieber die Wohnung putzen.“ Oder „wie kann ich jetzt die Sonne im Garten genießen und meine Tochter mit dem Bus fahren lassen, anstatt sie mit dem Auto abzuholen?“ Man könnte die Liste unendlich fortsetzen. Das ist es, was Deinen Verstand so beschäftigt, was Dir ein ständiges Gefühl von Überforderung macht. Es sind nicht die Dinge selbst, sondern die ständigen Kommentare darüber, was Du tun musst, solltest (oder auch nicht). Über das, was Du brauchst, was Dir fehlt, was Du falsch gemacht hast, was gut oder schlecht ist.

Ich: Ja genau. Wenn Du das so sagst, stimmt das ganz genau. Aber der Tag ist immer so kurz. Ich habe halt nur 24 Stunden. Wie soll ich das jemals schaffen?

Selbst: Schau, hier ist es schon wieder! Der Gedanke: „Wie soll ich das bloß schaffen?“ führt automatisch zu einem Gefühl der Überforderung. Wenn Du das oft genug gemacht hast, wird daraus Resignation. Und dies kann wiederum bis zum Burn-Out-Syndrom führen. Der Körper reagiert mit Verspannungen, Kopfschmerzen, Migräneanfällen, Rücken- und Schulterschmerzen usw. – je nach persönlicher Disposition.

Jeder Mensch hat gleich viel Zeit zur Verfügung. 24 Stunden pro Tag. Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum manche Menschen all ihre Aufgaben „spielend“ hinbekommen? Und dabei auch noch gute Laune ausstrahlen? Andere dagegen schon mit wenig Aufgaben überfordert sind? Ich will es Dir verraten. Die einen sind in Kontakt mit ihrem SELBST. Die anderen erinnern sich nicht mehr an mich. Das Geheimnis ist: auf Dauer kannst Du es gar nicht allein schaffen. Denn die Kraft kommt von mir. Ich bin Deine Kraftquelle, die niemals versiegt.

Ich: Wow. Irgendwie spüre ich, dass das wahr ist. Es tut mir gut, mit Dir zu sprechen (kurze Pause). Und jetzt kommt schon wieder ein Gedanke, der dieses gute Gefühl zerstören will: „Was mache ich hier eigentlich? Selbst-Gespräche? Machen das nicht nur Verrückte? Wir hatten mal einen Jungen in unserem Heimatort. Die Leute nannten ihn „Dorfdepp.“ Er lief tagsüber durchs Dorf und redete immer mit sich selbst. Laut. Aber wenn ich es recht bedenke, sah er immer ganz zufrieden aus. Und freundlich. Er lachte mit jedem und mit sich selbst. Aber es war eben ein Verrückter. So ein bisschen zurückgeblieben halt.“

Selbst: Ja, so geschieht das. Dein Verstand sieht es nicht gerne, wenn Du mit mir sprichst. Er bekommt Angst. Er ist der Chef in Deinem Haus. Und er will es unbedingt bleiben. Dazu kennt er viele Tricks. Und er greift zu allen Mitteln, um die Nr. 1 zu bleiben – und Recht zu behalten. Er ist die Stimme, die niemals Ruhe gibt. Die Angst verbreitet, Ideen streut. Er sagt, Du seist nicht in Ordnung, vielleicht sogar verrückt. Er arbeitet mit Schuld und Scham zusammen, mit Ärger und Furcht. Und sein engster Freund ist der Zweifel. Oft schickt er ihn heimlich und leise. Er kommt völlig unerwartet, quasi aus dem Nichts oder über Nacht. Und schon wirst Du unsicher. Und er hat Dich wieder da, wo er Dich haben will. In Abhängigkeit von ihm. Er bleibt der Chef!

Ich: Oh ja, das kenne ich gut. Doch das ist es nicht mehr, was ich möchte. Es gefällt mir nicht und es funktioniert auch nicht mehr so recht in meinem Leben. Kannst Du mir helfen, daran was zu ändern?

Selbst: Ja gerne. Deshalb bin ich da. Der erste Schritt ist schon getan. Sprich mit mir. Das kannst Du schriftlich tun – so wie jetzt. Lass mich einfach zu Wort kommen, indem Du ein S wie Selbst auf einen Block schreibst und die Worte fließen lässt.

I: Hmm (überlegt). Woran merke ich, dass DU das bist?

S: Indem es leicht geht und Du ein warmes, freundliches Gefühl hast.

I: Und wenn das nicht geht?

S: Dann gehe zum Spiegel. Schau Dir selbst in die Augen und begrüße mich freundlich. Lade mich ein und ich bin für Dich da.

Eine weitere Möglichkeit ist es, Dir Selbst zu sagen: „Ich bin für mich da, wann immer ich mich brauche.“ Du wirst sehen, dass meistens ein Gefühl von Wärme und Annahme entsteht. Der positive Effekt dabei ist auch noch, dass Du spüren kannst, wie Du unabhängiger wirst von äußeren Dingen. Du brauchst immer weniger von anderen; erkennst, dass Du alles in Dir hast und bist für Dich da – sobald Du Dich mit meiner Kraft verbindest, die Deine Kraft ist.

Bei dieser Übung kann es auch sein, dass da erst einmal Traurigkeit ist. Das kommt daher, weil Du mich so lange vermisst hast. Es ist, wie wenn sich zwei geliebte Personen nach langer Zeit weinend vor Freude in die Arme fallen. Drücke dieses Gefühl nicht weg. Es ist befreiend und erleichternd zugleich. Alte Wunden werden durch Tränen gereinigt und können nun endlich heilen. Lasse es einfach zu.

Auszug aus Ich-Selbst-Gespräche, Petra Witt (urheberrechtlich geschützt!)